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Awareness

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Freitag, 15. Oktober 2010, 18:59

Philosophische Gedanken über "Universum" und "Bewußtsein"

Liebe Forummitglieder,

wir alle kennen die zwei Begriffe "Universum" und "Bewußtsein". Sie gehören zu unserem alltäglichen Sprachgebrauch. Die allgemein vereinbarten und benutzten Definitionen für diese Begriffe lauten:

"Als Universum (von lateinisch: universus „gesamt“, von unus und versus „in eins gekehrt“) wird allgemein die Gesamtheit aller Dinge bezeichnet." (Quelle: Wikipedia)

Für den Begriff "Bewußtsein" gibt es gleich zwei mögliche Bedeutungen:

Zum Einen bringt man damit den Identifikationsvorgang zum Ausdruck, also den Erlebnischarakter als solchen. "Ich bin mir darüber bewußt, dass..." bedeutet, dass es einem zu Bewußtsein kommt. Das ist eine der zwei Bedeutungen von "Bewußtsein".

Die Zweite ist, dass der Begriff stellvertretend für die Summe sämtlicher Gedanken, Gefühle, Erinnerungen, Vorstellungen, Überzeugungen, etc. verwendet wird. Diese geistigen Verschiedenheiten (=Bewußtseinsinhalte) werden in der Gesamtheit als Bewußtsein bezeichnet. Das Unterbewußtsein ist dabei lediglich eine Art von besonderer Bereich, der aber natürlich auch zur Gesamtheit dessen, was der Begriff "Bewußtsein" meint, gezählt werden muß.

Ich denke, bis hierhin werdet ihr mit zustimmen.

Nun möchte ich Euch jedoch ein paar Überlegungen zu den beiden Begriffen "Bewußtsein" und "Universum" nennen, die vielleicht die Eine oder den Anderen zum Nachdenken anregen könnte. Und zwar zunächst mit der Frage:

Was genau ist es, was ein einzelner Mensch vom Universum weiß?

Nun, ich denke, diese Frage ist einfach zu beantworten. Alles, was ein Mensch weiß, befindet sich in seinem Bewußtsein in Form von Erinnerungen, Gedanken, Vorstellungen, Überzeugungen, etc.

Daraus folgt:

Für einen einzelnen Menschen ist das Universum die Summe seiner Bewußtseinsinhalte. Etwas Anderes gibt es für ihn nicht, was er als Universum bezeichnen könnte.

Für jeden Einzelnen von uns, ausnahmslos, ist das Universum daher etwas ausschließlich Geistiges. Alles, was ein einzelner Mensch jemals über das Universum erfahren hat, befindet sich als Erinnerungen, Vorstellungen, Überzeugungen, etc. in seinem Bewußtsein.

Das gilt für jeden Menschen. Ausnahmslos.

Daraus folgt zwingend:

Das Universum ist Dasselbe wie das Bewußtsein, es ist etwas durch und durch Geistiges. Wikipedia schreibt jedoch, dass das Universum die Gesamtheit aller Dinge ist. Welche anderen Dinge als die, die sich als geistiger Inhalt in unseren Bewußtseinen befinden, könnten sie meinen?

Stimmt ihr mir zu, oder habt ihr nachvollziehbare Argumente, die aufzeigen, dass das Universum NICHT etwas ausschließlich Geistiges ist?


Liebe Grüße

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Awareness« (15. Oktober 2010, 19:04)


res

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Freitag, 15. Oktober 2010, 19:26

Ich würde sagen, dass das Bewusstsein oder alle Bewusstseins (was ist die Mehrzahl von Bewusstsein?) nur ein Teil des Universums ist und nicht das gleiche. Das Universum hat schon existiert als noch keine Lebewesen sich darüber den Kopf zerbrechen konnten. Wir können auch nicht alles wissen was im Universum existiert, da die Lebewesen nicht alles wahrnehmen/messen können. Das Geistige ist auch nur ein vereinfachtes Modell des Universums. Wir können uns auch Sachen vorstellen die physikalisch nicht existieren, aber diese Gedanken sind auch ein Teil des Universums, aber eben nur eine Information bzw. eine Anordnung von Neuronen Axonen und Ionen sind.
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Freitag, 15. Oktober 2010, 20:00

Die Beantwortung deiner Frage hängt ausschließlich davon ab, ob es
a) Intersubjektivität
und b) Objektivität
gibt oder ob die Welt ausschließlich ein Produkt der subjektiven Wahrnehmung ist. Das ist die Herausforderung des Solipsismus (ich habe dazu schon ein paar Mal etwas in diesem Forum geschrieben), die im Grunde nur dogmatisch überwunden werden kann (also durch die Annahme der Existenz weiterer bewusster Individuen). Nimmt man das einmal aus praktischen (! und nicht aus rationalen!) Gründen an, ergibt sich eine intersubjektive Wirklichkeit, die mehr ist, als die Summe meiner eigenen Wahrnehmung: nämlich die Summe der Gesamtwahrnehmung. Ob diese Intersubjektivität ontologischen Charakter hat, also auch unabhängig vom Subjekt existiert, ist nicht zu beantworten. Diese objektive Realität bleibt demnach also erst einmal ein gedankliches Konstrukt. Durch die Intersubjektivität ergibt sich aber zumindest eine Welt, die die gemeinsame Basis aller Subjekte darstellt - so wie ein Spielbrett, auf dem sich alle Figuren bewegen. Der Nachweis der Intersubjektivität lässt sich über die Wissenschaft erbringen. Da es uns aber nur möglich ist, die Welt anhand der Sinne wahrzunehmen, bleibt letztlich jede Erfahrung subjektiv - rechnet man das weiter zurück, kommt man zum Descarteschen Prinzip: cogito ergo sum und solus ipse. Das ist wohl das rationalistische Dilemma: von hier aus geht es nur mit praktischen Annahmen weiter.

santiago
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Freitag, 15. Oktober 2010, 20:42

@res

Zunächst mal sorry, ich bin neu hier und komme mit der Zitat-Funktion noch nicht klar, und muß das erstmal im Testbereich üben, bis ich es kann. Bis dahin mache ich es auf diese Weise:

Du schreibst: "Ich würde sagen, dass das Bewusstsein oder alle Bewusstseins (was ist die Mehrzahl von Bewusstsein?) nur ein Teil des Universums ist und nicht das gleiche"

Welche anderen Teile sollten das sein? Kannst du ein Beispiel nennen?

Und wo, wenn nicht erneut in deinem Bewußtsein, würdest du etwas von dem Vorhandensein anderer Teile wissen können?

Ich bin neugierig auf deine Antworten hierzu. :)

Wie du es auch drehst und wendest: Für dich (Betonung auf "für dich") ist ein Universum nur das, was du darüber weißt. Und alles, was du wissen kannst, befindet sich nunmal in deinem Bewußtsein und ist damit etwas ausschließlich Geistiges.

Du schreibst: "Das Universum hat schon existiert als noch keine Lebewesen sich darüber den Kopf zerbrechen konnten."

Das ist lediglich eine Vermutung, eine Theorie, die gerne als Gewissheit verkauft wird. Mir ist es wichtig, nicht zu vergessen, dass es lediglich ein Modell der gegenwärtigen Anschauung gewisser Menschen ist.

Du schreibst: "Wir können auch nicht alles wissen was im Universum existiert, da die Lebewesen nicht alles wahrnehmen/messen können."

Das stimmt. Man kann sich lediglich alles Mögliche ausdenken, wenn man mag. Das nennt man dann Vorstellungen. Aber auch Vorstellungen und Annahmen, dass da noch mehr sein könnte, sind etwas vollkommen Geistiges in deinem Bewußtsein. Denn nur weil du annimmst, es gäbe noch mehr, als Lebewesen wahrnehmen können, bedeutet nicht, dass es etwas Anderes als etwas Geistiges ist.

Nimm beispielsweise das, was du, du ganz persönlich, für ein Universum hälst.

Das, was du ein Universum nennst, hast du dir selbst erschaffen durch nach und nach gemachte Erfahrungen während deines Daseins. Es ist vollkommen subjektiv, untrennbar verbunden mit deinem Bewußtsein, persönlich, zeitlich befristet, verwurzelt mit und abhängig von deinem Erinnerungsvermögen, unmöglich von jemand anderem erfahren werden zu können. Niemand kann dein Bewußtsein erreichen im Sinne von "es wie du erfahren". Niemand kann die Welt sehen, wie du sie siehst, hören wie du hörst, fühlen wie du fühlst, denken wie du denkst.

In deiner Welt bist du vollkommen allein, eingeschlossen in einem ständigen Wechsel von Traum und Wachzustand, welche du für das Leben und die Welt hälst.

Ist es nicht so?
Liebe Grüße

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Freitag, 15. Oktober 2010, 20:48

@ad_santiago

Ja, das was du so schön zusammenfassend geschrieben hast, ist mir bekannt. :)

Doch warum ist es so schwierig, zu erkennen, dass alles, was man über das sogenannte stoffliche Universum weiß, ausschließlich subjektive Erfahrungen im Bewußtsein sind?

Das kann man doch nur dann leugnen, wenn man es nicht verstanden hat und nach einer Ersatzerklärung sucht.

Denn egal, welche Begriffe man dafür verwendet, um es zu beschreiben, es ist nunmal für jeden Einzelnen von uns eine Gewissheit, dass das Universum nur als geistige Erfahrung in unserem Bewußtsein bemerkbar ist. Eine andere Welt außerhalb unseres jeweils individuelllen Bewußtseins gibt es für Keinen von uns. Ich kann nicht wissen, was du für ein Universum hälst, bevor du es mir nicht mitgeteilt hast. Und umgekehrt.

Bist du anderer Meinung?




Liebe Grüße

res

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Freitag, 15. Oktober 2010, 21:04

Ich bin mal zu faul zum quoten.

Natürlich kenne ich nur das Universum, dass in mein Kopf existiert. Aber ich kann ja nicht mal sagen, dass überhaupt etwas anderes als mein Geist existiert.
Aber zum Beispiel was du wolltest. Wenn ich z.B. eine Physikalische Theorie habe die etwas vorhersagt, existiert vielleicht eine Vermutung in mir, aber nicht mehr. Im Laufe der Zeit wird aber das Wissen über diese Vorhersage mehr. Nehmen wir einfach mal die Planetenbahnen, die ich mit der Relativitätstheorie untersuche. Jetzt bewegt sich aber ein Planet nicht so wie die Theorie es sagt. Jetzt kann ich Vermutungen aufstellen, dass es vielleicht noch ein Zwergplanet oder gar ein Planet existiert, aber ich kann es nicht Dingfest machen. In meinem Kopf ist es ein großes Fragezeichen, aber irgendwann werde ich vielleicht mehr wissen. Ich kann natürlich nie beweisen, dass es etwas anderes gibt als meinen Geist, aber es ist halt einfacher anzunehmen, dass es auch andere geisthabende Wesen gibt, die auch ein Bild des Universums haben. Ich muss auch annehmen, dass es eben etwas Gemeinsames gibt...
Aber wenn man nicht mal annimmt, dass es etwas anderes gibt als meinen Geist, dann ist sowieso alles andere sinnlos.
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Freitag, 15. Oktober 2010, 21:16

Zitat

ch kann natürlich nie beweisen, dass es etwas anderes gibt als meinen Geist, aber es ist halt einfacher anzunehmen, dass es auch andere geisthabende Wesen gibt, die auch ein Bild des Universums haben. Ich muss auch annehmen, dass es eben etwas Gemeinsames gibt...

Genau so ist es. Das habe ich auszudrücken versucht. Es hängt an der Frage, welches Wesen die Realität hat - subjektiv, intersubjektiv, objektiv? Natürlich ist alles, was ich erfahre, zunächst einmal rein subjektiv und entsteht damit in meiner Wahrnehmung, damit ist aber noch nicht gesagt, ob sich meine Wahrnehmung auf ein Außerhalb bezieht, das auch unabhängig von mir existiert, oder ob dieses Außerhalb erst von meinen Gedanken erschaffen wird. Aus praktischen Gründen muss man die Intersubjektivität einfach voraussetzen.

santiago
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Donnerstag, 21. Oktober 2010, 00:27

@res
Ich kann natürlich nie beweisen, dass es etwas anderes gibt als meinen Geist, aber es ist halt einfacher anzunehmen, dass es auch andere geisthabende Wesen gibt, die auch ein Bild des Universums haben. .

Wenn ich dich fragte: "Wo befinde ich mich für dich?" dann kannst du darauf keine bessere, präzisere und korrektere Antwort geben als: "Du befindest dich in Form von verschiedenen geistigen Anschauungen, welche ich als "dich" bezeichne, in meinem Bewußtsein. Ohne diese geistigen Anschauungen gäbe es dich für mich nicht."

Ist das korrekt?

Ich muss auch annehmen, dass es eben etwas Gemeinsames gibt...
Das klingt, als würde dich jemand zwingen, eine solche Annahme machen zu müssen. :)


Aber wenn man nicht mal annimmt, dass es etwas anderes gibt als meinen Geist, dann ist sowieso alles andere sinnlos.



Das gilt nicht für Jeden.

Ein Sinn ist nur für Denjenigen von Bedeutung, der einen solchen benötigt. Einen Sinn für etwas zu suchen oder etwas als einen Sinn bezeichnen zu wollen, ist der Ruf nach einer Bestätigung, dass die gemachte Annahme auch zutrifft. Wenn es aber nichts geben kann, was sich außerhalb deines Bewußtseins befindet, wie du gerade bestätigt hast, dann könnest du daraus schließen, dass es für dich eh wahr ist und es nicht noch zusätzlich eines Sinns bedarf. Denn ein Sinn würde die Annahme nicht "wahrer" machen, als sie für dich ohnehin schon ist. Es ist und bleibt eine Annahme. Nicht mehr und nicht weniger.
Liebe Grüße

res

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Donnerstag, 21. Oktober 2010, 16:09

Mit Sinn meine ich, dass die Diskussion keinen Sinn macht, da du ein Totschlagargument hast. Ich kann dir ja nicht mal beweisen dass ich existiere oder gar etwas anderes.
Der Flügelschlag eines Schmetterlings über der Karibik kann einen Wirbelsturm in China auslösen.
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Donnerstag, 21. Oktober 2010, 20:21

Hallo res :)

Ich beabsichtige nicht mit meinen Argumenten jemanden totzuschlagen, sondern zu überzeugen. Wenn du auf diese Weise deine Zustimmung erklärst, dann - welcome to the club!

Etwas schade finde ich nur, dass du meine an dich gerichtete Frage nicht kommentierst. Aber ich bin großzügig und sehe auch das als eine Zustimmung von dir.
Liebe Grüße

res

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Freitag, 22. Oktober 2010, 08:04

Nein ich kann nicht beantworten wo du dich befindest, aber das kann ich bei vielen Fragen nicht. Ich würde aber auch nicht sagen, dass du dich in einem Forum befindest, da dies nur Informationen sind die du geschrieben hast.

Für mich ist es halt einfacher zu glauben, dass es neben mir noch 6,5 Mrd andere Menschen gibt, die im wesentlichen ungefähr so aussehen wie ich und dass es eine Welt gibt die wir gemeinsam haben und nicht nur in meinem Kopf existiert (natürlich existiert sie auch im Kopf in vereinfachten Maßstab). Ich kann natürlich nicht raus aus meinem Weltbild im Hirn, aber ich kann versuchen das außerhalb besser zu verstehen.
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Samstag, 23. Oktober 2010, 17:18

Im Nachfolgenden wird der Begriff "Beobachten" nicht verstanden im Sinne von "Sehen mit den Augen", sondern vielmehr im Sinne von Ausüben von Aufmerksamkeit in unterschiedlicher Intensität und Qualität. Das kann sowohl mit Hilfe von Sinneserfahrungen erfolgen, wie auch durch das Benutzen von Erinnerungen und Vorstellungen. Beides ist hier zu verstehen als "Beobachten".

Allgemein gesagt ist es "die Fähigkeit Aufmerksamkeit auszuüben".



Die Fähigkeit Aufmerksamkeit auszuüben

Diese Fähigkeit ist allen Wesen, von denen wir sagen dass sie leben, gemein. Jedes Lebewesen übt Aufmerksamkeit in einer bestimmten Intensität und Qualität aus. Würde es das nicht tun, könnte es nichts bemerken, weder eigene noch fremde Aktionen, noch das eigene Reagieren auf Aktionen.

Wenn die Forscher diesen verschiedenen Verhaltensmöglichkeiten auch unterschiedliche Namen und Bezeichnungen gegeben haben, wie beispielsweise sensorische Fähigkeiten, Instinkte, bio-chemische Reaktionen oder Ähnliches, es ändert nichts an der Tatsache, dass es Formen von Aufmerksamkeit sind.

Die Fähigkeit Aufmerksamkeit auszuüben ist das eigentlich Charakteristische für jedes Lebewesen. Ausnahmslos. Sie gilt für alle Lebewesen, vom kleinsten Einzeller bis hin zu einem Gott. Denn übte ein Einzeller keine Aufmerksamkeit aus, könnte er nichts bemerken und nicht das tun, was ein Einzeller halt so macht. Und übte ein Gott keine Aufmerksamkeit aus, könnte er sein eigenes Universum nicht bemerken. Daher sind alle Lebewesen dadurch charakterisiert, dass sie Aufmerksamkeit ausüben.

Die Fähigkeit "Aufmerksamkeit auszuüben" in unterschiedlicher Intensität und Qualität ist unverzichtbar, wenn es darum geht, dem Begriff "Leben" eine präzise, einzigartige und unzweifelhafte Bedeutung zu verleihen. Das bedeutet im Umkehrschluß: Alles, was keine Aufmerksamkeit ausübt, gilt nicht als lebendig.

Was das im Zusammenhang mit diesem Thread zu tun hat, möchte ich gerne im Nachfolgenden aufzeigen. Ich stelle eine Behauptung auf und zeige die Argumente, die die Behauptung bestätigen. Ich würde mich freuen, wenn es jemanden gibt, der meine Argumentationsfolge nachvollziehbar widerlegen kann, denn dann wüßte ich, dass ich mich geirrt habe. Von Vermutungen, Annahmen, Spekulationen oder gar Unterstellungen bitte ich abzusehen. Sie bringen keinen von uns persönlich weiter.



Behauptung:

Es gibt keine Situation, kein Universum, in dem sich zwar ein Beobachter befindet, aber nichts, was er beobachten könnte.

Jedes Beobachten besteht aus drei Aspekten:

Aspekt 1: Die Fähigkeit Aufmerksamkeit auszuüben

Aspekt 2: Ein Beobachter, der sich mit etwas identifizieren kann

Aspekt 3: Das zu Beobachtende

Alle drei Aspekte tauchen IMMER GLEICHZEITIG auf. Doch nur die Aspekte 2 und 3 bedürfen des ersten Aspektes.

Lassen Sie uns damit beginnen, die Plausibilität des Hiergesagten für jeden der drei Aspekte zu prüfen, und beginnen wir mit dem Aspekt 3.



Plausibilität für Aspekt 3:

Der Aspekt 3, das Vorhandensein eines Etwas, ist nur dann möglich, wenn es auch die Aspekte 2 und 3 gibt.

Begründung:

Etwas zu Beobachtendes (Aspekt 3), was NIEMAND beobachtet, gibt es deswegen nicht, weil es niemanden gibt, der weder eine Aussage über das Vorhandensein eines zu beobachtendes Etwas machen, noch sich etwas darüber ausdenken könnte. Hier ist es nichtmal möglich, eine Vermutung über das Vorhandensein eines existierenden Etwas machen zu können, weil eben NIEMAND da ist, der eine solche Annahme machen könnte.

Der Physiker Nick Herbert bringt es auf den Punkt, in dem er sagt: "Es gibt keine Wirklichkeit in der Abwesenheit von Beobachtung."

Daraus folgt:

Etwas, von dem man sagt, dass es existiert, bedarf in allen Fällen eines Beobachters, der eine solche Aussage macht.

Für ein Lebewesen ist erst dann etwas vorhanden (was auch immer), wenn es sich in seinem Bewußtsein befindet in Form von Gedanken, Gefühlen, Erinnerungen, Vorstellungen, Überzeugungen, etc.



Plausibilität für Aspekt 2:

Der Aspekt 2 ist nur dann möglich, wenn es auch den Aspekt 1 gibt, aber nicht zwingend den Aspekt 3. Das kann man nachweisen mit dem in der Psychologie bekannten Alpha-Zustand. Dieser Zustand beschreibt zwar das Vorhandensein eines Ichs, aber dieses Ich befindet sich einem Zustand, in dem es sich mit nichts identifiziert. Um es anschaulich zu sagen: Das Ich erfährt den Zustand, sich zwischen zwei Gedanken zu befinden, zwischen zwei Gefühlen, zwischen zwei Erinnerungen oder Vorstellungen. Dieser Zustand ähnelt dem des Schlafens, ist aber kein Schlafen.

Denn im Vergleich zum Schlafen muß der Alpha-Zustand zu den Erlebnisphasen gerechnet werden, von denen es grundsätzlich zwei gibt: Den so genannten Wachzustand und den Traumzustand. Beides sind Erlebnisphasen, in denen Identifizierungen mit Bewußtseinsinhalten stattfinden (mit Gedanken, Gefühlen, Erinnerungen, Vorstellungen, etc.) bei denen es dann zu einem Erlebnischarakter kommt.

Der Alpha-Zustand ist der Zustand BEVOR es zu einer Identifizierung mit einem Bewußtseinsinhalt kommt. In diesem Zustand ist das Ich zwar bereits vorhanden, aber es bemerkt lediglich die Nicht-Identifizierung mit einem Gedanken, Gefühl, Erinnerung, etc.

Dieses Bemerken einer Nicht-Identifizierung ist ein aktiver Vorgang des Erlebens (man merkt, dass man sich mit nichts identifiziert, das Erlangen dieses Zustandes kann man üben), daher muß der Alpha-Zustand zu den Erlebnisphasen gezählt werden. Das Schlafen hingegen ist keine Erlebnisphase, weil in diesem Fall nichtmal ein Ich vorhanden ist, welches den Schlaf bemerken könnte. Es gibt kein Ich, welches bemerkt, dass es schläft. Schlafen ist reines Sein ohne Ich.

Daraus folgt:

Der Aspekt 2 ist ausschließlich nur abhängig vom Aspekt 1, vom Vorhandensein der Fähigkeit Aufmerksamkeit auszuüben, nicht jedoch von einem Aspekt 3.



Plausibilität für Aspekt 1:

Der Aspekt 1, die Fähigkeit Aufmerksamkeit auszuüben, bedarf nicht unbedingt der Aspekte 2 und 3. Die Fähigkeit Aufmerksamkeit auszuüben ist immer und ständig vorhanden, um etwas zu beobachten, zu bemerken, festzustellen, und sei es die Abwesenheit von etwas.

Es ist nicht möglich KEINE Aufmerksamkeit auszuüben, weil dieser Zustand nicht erfahrbar ist. Es bedarf einer Instanz in mir, die bezeugt, dass ich keine Aufmerksamkeit ausübe. Genau das aber ist bereits ein Ausüben von Aufmerksamkeit.

Wir Menschen benutzen dafür gerne den Begriff "Bewußtlosigkeit". Aber so etwas gibt es nicht. Wenn ich nicht mehr reagiere, wird man sagen, dass ich bewußtlos bin. In Wirklichkeit kann ich jedoch vollkommen bewußt sein. Ich bin lediglich nicht fähig zu kommunizieren, was verschiedene Gründe haben kann, auf die ich hier nicht im Einzelnen eingehen kann.

Was wir mit "Bewußtlosigkeit" bezeichnen sind in Wirklichkeit die Lücken in unserem Wahrnehmungsvermögen sowie dass wir nicht fähig sind zu kommunizieren. Es ist erfreulich zu lesen, dass man in der modernen Koma-Forschung auch schon zu dieser Erkenntnis gelangt ist. Man hat oft genug fälschlicherweise angenommen, dass sich ein Patient in einer Bewußtlosigkeit befindet, doch als er nach dem "Aufwachen" aus dem Koma gefragt wurde, ob er etwas mitbekommen habe, sagten viele von ihnen zur Verblüffung der Ärzte: "Ja, alles". Sie waren lediglich nicht fähig zu kommunizieren. So viel dazu.



Zusammenfassung:

Ein Universum ist dadurch charakterisiert, dass etwas zu Bemerkendes vorhanden ist. Es gibt kein Universum, in dem sich NICHTS befindet, da in einem solchen Fall nicht von einem Universum gesprochen werden kann, weil nichts da ist, welches durch den Begriff Universum repräsentiert werden könnte.

Und weil alles zu Bemerkende sich lediglich als Bewußtseinsinhalt äußert, und weil sämtliche Bewußtseinsinhalte abhängig sind vom Vorhandensein der Fähigkeit Aufmerksamkeit auszuüben, folgt daraus unausweichlich:

Es gibt keine wesentliche Unterscheidung zwischen dem, was man Universum und Bewußtsein nennt.
Liebe Grüße

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Awareness« (23. Oktober 2010, 17:27)


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