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Ricya

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Sonntag, 28. März 2010, 21:05

Rosalia-schönste Mumie der Welt

Rosalia Lombardo ist der Name der schönsten Mumie der Welt.
Auch wenn es makaber klingt, von der „schönsten Mumie“ zu sprechen, trifft es doch zu, wenn man sich den Leichnam einmal betrachtet:



Bei Rosalia handelte es sich um zweijähriges Mädchen, das 1920 an der spanischen Grippe starb.
Aus Schmerz über den Verlust und weil er sich nicht vorstellen konnte, seine Tochter nie wieder zu sehen, ließ der Vater der kleinen Rosalia, General Mario Lombardo, ihre Leiche von Alfredo Salafia einbalsamieren.
Salafia hatte sich schon lange einen Namen mit seinen Einbalsamierungskünsten gemacht und war weit über die Landesgrenzen Italiens hinaus tätig.
Nun machte er auch Rosalia „unsterblich“ .
Bis heute liegt die Leiche des Mädchens in einem Glaskasten in der Kapuzinergruft in Palermo und sieht nach 90 Jahren noch immer genauso aus, wie am Tag ihres Todes.

Aufgrund dieser faszinierenden Leiche (sogar die Haare sind noch komplett erhalten), rätselten Forscher jahrzehntelang nach dem Geheimnis von Salafias Rezept zur perfekten Einbalsamierung.
Er schien es mit ins Grab genommen zu haben, als er 1933 starb.


Erst 2009 gelang es italienischen Forschern das Geheimnis zu lüften, indem sie bei Nachkommen Salafias eine Art Tagebuch fanden, in dem er seine Arbeiten niederschrieb.
Auch Rosalias Fall war nachzulesen.
Salafia schrieb:


Zitat

dass ein Teil Glyzerin, ein Teil Formalin, angereichert mit Zinksulfat und Chloriden, dazu ein dritter Teil Alkohollösung mit Salicylsäure die richtige Mischung sei


(Text entnommen von Wikipedia)

Kurz gesagt also in etwa das, was wir heute als Formaldehyd kennen.
Diese Flüssigkeit hat er mit dem Blut in ihrem Körper ausgetauscht und somit die Schönheit des Mädchens bis heute erhalten können.
Bis auf das Zinksulfat werden heute mit dieser Mischung Leichen präpariert um sie für die „Aufbahrung“ noch einmal „ansehlich“ zu machen.

Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rosalia_Lombardo

http://www.stern.de/wissen/mensch/rosali…est-700579.html

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensc…,623616,00.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Alfredo_Salafia


Und, obwohl mich dieser Fall fasziniert (drauf gestoßen bin ich durch eine Dokumentation die letzte Woche über diese Kapuzinergruft lief, in der Rosalia liegt), beschäftigt mich doch eine Frage dazu:

Nehmen wir einmal an, ein geliebter Mensch würde sterben und Salafia würde heute noch leben und sagen: „Ja, ich balsamiere die Leiche ein, sie kommt in einen Glaskasten und dort wird man sie bis in alle Zeiten ansehen können!“…….
Würdet Ihr das wollen?
Den geliebten Menschen immer ansehen können?
Oder siegt der Gedanke daran, dass man ja nur die leere Hülle vor sich hat und der Mensch, den man liebte trotzdem nicht mehr da ist?
Überhaupt müsste man sich ja auch mit dem Gedanken anfreunden, daß Jederman den Leichnam auch dann noch betrachten kann, wenn man selbst schon nicht mehr da ist!

Lg Ricya
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Sonntag, 28. März 2010, 23:30

Um auf deine Frage einzugehen:
Ich finde das viel zu intim, als das die Menschen noch nach 90 Jahren die Leiche einer Angehörigen von mir sehen können sollten.
Wir ironieren so lange, bis wir einen Sarkasmus bekommen!

kleine Hexe

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Montag, 29. März 2010, 10:26

Mich stossen Leichen (auch wenn es so schön einbalsamierte sind wie Rosalia) grundsätzlich ab. Ich würde nicht wollen, dass ich aufgebahrt oder einbalsamiert werde nach meinem Tod und ich möchte auch keine Verwandten/Bekannten von mir so sehen.

Der Grund dafür ist einfach, dass ich den Körper als leblose Hülle sehe. Der Mensch und was ihn ausmacht, die Energie oder die Seele oder wie man es auch immer nennen will ist nicht mehr im Körper und das sieht und merkt man vermutlich auch.

Ist natürlich Ansichtssache aber für mich wäre das nichts... ;)
Ich habe keine Macken - Das sind Special-Effects !

Davy Jones

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Montag, 29. März 2010, 10:49

Ohne jetzt jemandem auf die Füße treten zu wollen: mich stoßen gerade solche modern-einbalsamierten Leichen (wie Rosalia) ab. Die sehen immer so künstlich und wachsartig aus, und haben ihre natürliche Schönheit (in Form von Falten, etc.) meist komplett verloren.
Es gibt meiner Meinung nach viel bessere, schönere und pietätvollere Methoden, die Schönheit eines Menschen auch nach seinem Tod zu erhalten: Gemälde, oder wers etwas extravaganter mag Büsten und Statuen.

Für mich haben die fleischlichen Hüllen nicht mehr viel mit den Menschen zu tun, die verstorben sind. Vor allem, wenn sie nur durch Chemikalien so aufrecht erhalten wird und somit ihrer Natürlichkeit beraubt wird. Das einzige was da zählt sind die Erinnerungen an die Verstorbenen. Und kann man eben nicht nur dadurch behalten, das man die zurückgebliebenen Körper auf ewig in dem plastischen Zustand hält, den sie zum Todeszeitpunkt hatte. Um diese Erinnerungen zu wahren genügen schon ganz andere Dinge, wie zum Beispiel Photos, Gemälde, ein Grab oder Lieblingsorte der Verstorbenen, die man Besuchen könnte, oder einfach persönliche Gegenstände.

lg Davy
Lache über niemanden, der einen Schritt zurück geht, denn er könnte Anlauf nehmen...

Ricya

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5

Montag, 29. März 2010, 13:18

Es ist schwierig zu beurteilen, wenn man sich selbst nicht in der Lage befindet z.b. sein Kind zu verlieren.
Möglich, daß man aus dem ersten Schmerz heraus alles tun würde um sich irgendwie an den Verstorbenen zu klammern.
Wobei es wahrscheinlich jedem bewußt sein dürfte, daß es einem den Menschen, den man so vermißt, auch nicht zurückbringt, wenn man nur seinen toten Körper anstarren kann!
Doch das "nicht-loslassen-können" gibt es ja in allen Variationen und fängt genau genommen ja schon damit an, wenn man die Asche eines toten Menschen Zuhause in einer Urne auf dem Kaminsims stehen hat. (In Deutschland ist es ja nicht erlaubt, aber in anderen Ländern schon)
Seltsamere Blüten treibt das Ganze dann, wenn man sich die Fälle betrachtet, bei denen z.b. der Tod einer Person gar nicht gemeldet wurde und der Partner noch wochenlang mit der Leiche in der Wohnung lebte, nur um sich nicht trennen zu müssen!

Wie weit würde jeder einzelne von uns gehen, wenn uns die Möglichkeit gegegeben wäre?
Nehmen wir einmal als Beispiel den Film "Friedhof der Kuscheltiere".
Würdet Ihr denn einen Toten auf dem Indianerfriedhof eingraben, nur damit ihr ihn wieder haben könnt, auch wenn Ihr dann nicht wißt, wie er sein wird, wenn er wieder zurückkommt?
(Im Film waren ja schließlich alle abgrundtief böse dann. Katze, Kind und Frau)

Und, noch eine interessantere Frage (weil mir noch ein Film einfällt, nämlich "Forever Young", und somit wieder alles etwas wissenschaftlicher zu betrachten):

Wäre Kryonik, also das Einfrieren und Wiederauftauen des Körpers, eine Alternative für Euch, wenn es die Situation erfordern würde?
Bis jetzt ist die Kryonik ja mehr oder weniger spekulativ, denn hundertprozent funktionieren tut das Ganze in der Praxis bis jetzt ja noch nicht.

Zitat

Für fast alles gibt es Vorbilder in der Natur. Die Evolution hat viele Möglichkeiten durchgespielt, um Leben auch unter ungünstigen Umständen auszubreiten, also mitunter auch Kälteperioden zu trotzen, die Lebewesen töten würden, wenn sie sich nicht dagegen schützen könnten. Da Lebewesen vor allem aus Wasser bestehen, das bei Kälte zu scharfen Kristallen gefriert, die große Zerstörungen anrichten können und vor allem irreparabel sind, zumal die Bildung von Eis den Zellen auch Wasser entzieht, hatte der Traum der Kryonik wenig Chancen.


Im Prinzip also nichts anderes, als wenn man Erdbeeren einfriert. Da diese hauptsächlich aus Wasser bestehen, wie der menschliche Körper auch, würde wahrscheinlich auch der Eingefrorene beim Auftauen einfach "auseinanderflatschen".
Die Wissenschaft versucht sich nun an Tieren zu orientieren, bei denen es prima funktioniert, mit dem Einfrieren und Wiederauftauen, wie z.b. der Waldfrosch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Waldfrosch

Noch ein paar Infos zur Kryonik:

http://www.fontaene.de/archiv/nr-40/sehnsucht.html

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/2/2341/1.html

Warum strebt der Mensch denn letztenendes nach "ewigem Leben"/"Unsterblichkeit"?

Lg Ricya
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Tobi^

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Montag, 29. März 2010, 14:15

Ich weiss ja nicht wieviele Leichen du bisher gesehen hast Davy aber für mich schaut jede Leiche unnatürlich aus...

Diese Einbalsamierung find ich auf alle Fälle super!
Ich persönlich würde niemals meine Eltern oder Großeltern, Geschwister etc. einbalsamieren lassen und mir ins Wohnzimmer stellen.
Ich denk aber dass ich es bei manchen Personen machen würde, z.b. Tochter/Sohn...
Das scheint vielen vielleicht etwas komisch und es ist ja auch ziemlich... freaky aber ich denk dass es eigentlich wurscht ist ob ich jetzt aus dem Toten nen Diamanten pressen lass, ihn in einer Urne auf den Kaminsims stell oder sein Grab besuchen geh.
Einen geliebten Menschen zu verlieren ist eins der schlimmsten Dinge die einem passieren kann und das überwindet man, meiner Meinung nach, nie.
Man verliert irgendwann den Schmerz und trauert nicht 24h aber trotzdem reisst einem der Verstorbene ein Loch ins Herz, welches nie gestopft werden kann.
So fühl ich das zumindest.

Wie ich darüber denken würde wenn ein Freund sowas machen würde, denk ich, kommt auf den Freund an.
Wenn sein zuhause ausschauen würde wie eine Gruft (Gothik-Klischeemäßig eben) und die Leiche wär unter den Wohnzimmerglastisch präpariert, würd ich wohl denken er habe nicht alle Tassen im Schrank.
Wär es aber ein Standard-Arbeiter Zuhause und es wär viell. sogar ein extra Gedenkraum eingerichtert in dem die Leiche liebevoll präpariert worden wär, wär das ganze für mich ok.

Trauer ist für mich ein sehr sensibles Thema und jeder geht mit dem Schmerz anders um.
Wenn es die Möglichkeit gäbe soetwas mit der verstorbenen Person zu machen, wär es für mich völlig in Ordnung.

Sowas wie Friedhof der Kuscheltiere wär für mich absolut keine Alternative.

Kryonik wäre sogar noch viel toller als das einbalsamieren und ich würde es auch für mich selber in Erwägung ziehen...
Ich denke es gibt fast keinen Menschen der nicht einmal darüber nachgedacht hat wie es wäre wenn man "ewig" leben könnte (sei es auch nur in 2000 Jahren für 1-2 Jahre aufgetaut zu werden und dann zu sterben).

Ewiges Leben kann verschiedene Gründe haben...
Zum einen wohl dass man den Wunsch hat aus seinem verkorksten Leben noch was zu machen und nochmal von vorne anfangen (was ja in der heutigen Zeit auch mit über 60 noch möglich ist)
Zum anderen könnte man auch sein Leben lang was aufgebaut haben oder den Sinn seines Lebens etwas größerem gewidmet haben und will das Ende sehen...

Ich mein, wär ich Wissenschaftler und könnte mit 60 sagen "In den nächsten 100 Jahren wird es möglich sein jede uns bekannte Krankheit zu heilen" würde es mich tierisch wurmen mein Leben lang auf dieses Ziel hingearbeitet zu haben aber das Ergebnis nicht mehr mitkriegen zu können.

Ich persönlich würde mir zwar kein ewiges Leben wünschen aber sicherlich ein noch viel viel längeres Leben als momentan praktisch umsetzbar ist.
Es gibt so viele interessante Dinge auf dieser Welt (und mich können schon die kleinsten Dinge begeistern, das können euch Ricya und Claxan sicherlich bestätigen :D ) die ich auf alle Fälle noch sehen und erleben will aber wahrscheinlich nicht kann, 100 Jahre sind einfach zu kurz (ausser ich werd Multimilliadär und dann hab ich leider keine Zeit mehr um die Dinge zu erkunden).

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Dazee, Ricya

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Montag, 29. März 2010, 17:04

Zitat

Diese Einbalsamierung find ich auf alle Fälle super!


Ja, ich auch, muß ich zugeben!
Schon alleine der Punkt mit den Haaren. Bei keiner bisher sonst bekannten Mumie wurde die Frisur vollends erhalten. Einfach unglaublich!

Zitat

und haben ihre natürliche Schönheit (in Form von Falten, etc.) meist komplett verloren.


Nun ja, ein zweijähriges Mädchen wird auch ohne Formaldehyd wohl keine Falten gehabt haben! ;)
Aber ich weiß, worauf Du hinauswillst Davy!
Es sieht unnatürlich aus, aber ich denke, in dem Beispiel des Mädchens war es sogar gewollt. Der Vater wollte seine Tochter immer in der ganzen Schönheit sehen, die sie zu Lebzeiten hatte.
Wie der Rest des Körpers aussieht kann man nur mutmaßen, da er ja in dieses Wachstuch gehüllt ist.
Den Körper aus dem Glaskasten zu entfernen wäre zu gefährlich, da keiner weiß, wie sich das auf die Leiche auswirken würde. Deshalb haben die Forscher "nur" eine Röntgenaufnahme machen können und das Ergebnis war beeindruckend (das wurde in der von mir oben erwähnten Doku gezeigt):
Selbst die Organe des Mädchens sind vollständig und in Originalgröße (also nichts mit eingeschrumpelt) erhalten.

Gut, nun kennen wir dieses Prozedere ja schon von Organen, die in Laboren in Formaldehyd eingelegt in Gläsern rumschwimmen und noch vollständig erhalten sind.
Aber wenn man die aus den Behältern rausnehmen und lange Zeit an die Luft legen würde, wäre es mit deren Herrlichkeit wohl auch mal vorbei.
Im Fall von Rosalia sind aber auch die Haut und die Haare noch komplett erhalten, obwohl sie ja nicht im Formaldehydbad rumschwimmt.
Vermutlich liegt das am Klima in der Kapuzinergruft, die berühmt für ihre unzähligen gut erhaltenen Mönchsmumien ist.
Und das finde ich schon faszinierend! ;)

Lg Ricya
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Dean Winchester

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8

Montag, 29. März 2010, 17:37

Nehmen wir einmal an, ein geliebter Mensch würde sterben und Salafia würde heute noch leben und sagen: „Ja, ich balsamiere die Leiche ein, sie kommt in einen Glaskasten und dort wird man sie bis in alle Zeiten ansehen können!“…….
Würdet Ihr das wollen?
Den geliebten Menschen immer ansehen können?


Also Persönlich würde ich es nicht wollen, wenns aber ein Geliebter in meinem Umfeld wollte und es gäbe die Möglichkeit zur Mumifizierung würde ich ihm natürlich seinen letzten Wunsch erfüllen. Ich zb. bekomm die Panik wenn ich nur daran denke was passiert wenn einem im Sarg die Würmer nach und nach aufressen, somit stand für mich schon seit meiner Jugend fest=> Einäschern lassen.

Zur Mumifizierung selbst sei aber noch gesagt das man es mit einäschern vergleichen kann; Man will der Verwesung entgehen. Birmanesische Priester wiederrum sahen darin ein Wiederauferleben, daoistische Mönche den Weg zur Unsterblichkeit und die Ägypter konnten nur so ins Totenreich reisen.
Bzgl. der Kapuzinergruft in Palermo wollte ich auch noch was loswerden; Die Mönche haben am Anfang nur ihre Brüder mumifiziert. Als aber die Gläubigen der Stadt Druck auf die Mönche machten auch bei den Mönchen ihre Ewigkeit zu genießen begann man erst die Gruft für jeden freizugeben sofern er vorher ein guter Spender des Klosters war.

Wird zwar nicht die Frage komplett beantworten, aber ich hoffe es hat geholfen,
so on Dean
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Montag, 29. März 2010, 19:33

Zitat von »Dean«

Zur Mumifizierung selbst sei aber noch gesagt das man es mit einäschern vergleichen kann; Man will der Verwesung entgehen.
Aber im Gegensatz zur Mumifizierung hat Einäscherung heutzutage durchaus auch praktischen Nutzen.
Eine Mumifizierung verbraucht schliesslich einen Haufen Platz, denn so eine Leiche will verstaut sein. Selbst normale Friedhöfe, wo die Leichen irgendwann mal verwesen und unter anderen begraben werden, ist meiner Meinung nach Platzverschwendung. Was man da alles bauen könnte... oder ökologisch korrekter auch einfach bewalden. In Rumänien z.B. weiss man ja gar nicht mehr wohin mit den ganzen Gräbern - die stehen dort in Strasseninseln, auf Containerdächern oder mitten in der Wiese, weil die Friedhöfe völlig überfüllt sind. Gruselig.
Nein, da lobe ich mir die Möglichlichkeit, Leichen einfach einzuäschern. Bei aller emotionsbelasteter Erinnerung an den Menschen hat das Stück Aas, zu dem er nach seinem Tod wird, nämlich genauso viel Verbindung zu dem was er repräsentierte, wie eine Wachsfigur von Madame Tussaud.
Wenn man jedoch trotzdem ein Abbild der äusseren Hülle braucht (das man aber eigentlich nicht benötigen dürfte, wenn man den Charakter des Menschen noch in farbiger Erinnerung hat) sollte auch ein Photo reichen.
Von Leichenkonservierung aus sentimentalen Gründen halte ich also nicht besonders viel. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das natürlich was Anderes, aber dafür ist heute ja schon Gunther von Hagens zuständig. Damit die Leute aus der Zukunft auch was zum Ausbuddeln haben.
Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

80% of all questions that begin with the word 'why' can be answered with the simple sentence "Because people are stupid".

juno

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Freitag, 2. April 2010, 12:50

Zitat

Man verliert irgendwann den Schmerz und trauert nicht 24h aber trotzdem reisst einem der Verstorbene ein Loch ins Herz, welches nie gestopft werden kann.
So fühl ich das zumindes


...schön gesagt Tobi^

Zum Thema:
Ich finde das ist wirklich ein schönes und interessantes Thema, Ricya.

Trauer ist ein erdrückendes und schlimmes Gefühl, ich wünsche es niemanden, aber vermeiden lässt es sich nicht, denn irgendwann verlässt uns immer irgendein Mensch. Krankheiten und das Alter - dagegen sind wir einfach machtlos. Das mit dem Einfrieren wird denke ich nie klappen, weil unsere Zellen und überhaupt unser ganzer Körper zwar gefroren ist, aber im Grunde genommen, geht es einfach nicht, weil man den Körper damit schädigt. Der Menschliche Körper stirbt ja in Minusgradkalten Gewässern auch innerhalb weniger Minuten...

Das mit dem "für ewig haltbar machen" hat schon seinen gewissen Reiz. Ich kann mir schon vorstellen, dass man in Gedanken, wenn man jemanden verloren hat, damit Spielt, ihn einfach zu Konservieren, aber ein gesunder Menschenverstand überwindet diese Trauer und weiß, dass es nicht richtig ist. Diese menschliche Puppe, wird nie wieder ein Wort sagen, nich lachen, nicht atmen, nicht weinen, sich nicht bewegen. Sie ist und bleibt eine menschliche Puppe und kein Mensch. Man gewinnt nichts dabei! Und persönlich muss ich sagen: Wenn ich tot wäre, und die Welt immer noch beobachten könnte, und mich jemand auf ewig haltbar machen würde, und mich in einigen Hundert Jahren ausstellen würde, dann fände ich das schrecklich. Und genau deshalb würde ich das einer geliebten Person nicht antun, da ich vor ihr und ihrem Leben Respekt habe. Man sollte die Toten in Frieden Ruhen lassen und sie nicht zur Schau stellen.

Nichtsdestotrotz muss ich sagen, das diese Mumie wirklich niedlich ist. Ich denke der Vater war einfach "krank". Bei normalen Verstand hätte er es sicher nicht getan. Vielleicht war es sogar eine etwas kranke Liebelei, die sich da entwickelt hat, keine Ahnung.

Nochmal zum einfrieren und langen Leben / Leben in Zukunft:
Ich würde das nie machen, auch wenn ich noch so neugierig bin, was es wohl in der Zukunft gibt... Aber schon alleine die Vorstellung daran, in einem Labor aufzuwachen, ohne Familie, Freunde, Verwandte und mit dem Risiko das irgendetwas schief geht (z.B. ein Arm fällt ab, Schmerzen etc....), grauts mich. Niemals, so neugierig bin ich dann doch nicht.

Zitat

sollte auch ein Photo reichen

Ric, da bin ich ganz deiner Meinung, auch was Einäscherung betrifft.

Jedenfalls bin ich der Meinung, sollte man die Toten tot sein lassen und das Leben genießen so wie es ist, ohne sich künstlich frisch halten lassen zu wollen.

Zur ewigen Jugend habe ich übrigens auch so meine Theorie, aber ich glaube das gehört hier nicht her.

MfG juno :gut:
Fear leads to anger, anger leads to hate, hate leads to suffering - Yoda

Definition Juno: "Ängstlich, kurzsichtig und extrem begeisterungsfähig!" - Nieselpriem

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Ricya

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Freitag, 2. April 2010, 14:08

Mir gefällt die Einbalsamierung überhaupt nicht. Möchte keine Kind-, Mutti- oder Opapuppe haben. Aber über den Geschmack läßt sich nicht streiten.

Schlimmer empfinde ich die staatlich verordnete Einbalsamierung, eine politische Geschmacklosigkeit.
Im Sofia mußten wir während eines Studentenaustausches mit Blumenstrauß im Dimitroff-Mausoleum antanzen und andächtig auf Georgi Dimitroff gucken (Dimitroff ruht inzwischen in bulgarischer Erde und das Mausoleum wurde gesprengt).
In Moskau hatte ich mehr Glück. Das erste mal, als ich dort war, wurde das Mausoleum renoviert und das zweite Mal Lenin selber restauriert. Kein Nichteingeweihter weiß, was vom Leichnam noch übrig ist oder, andersrum gesagt, was von den Resten aus Plasteteilen besteht.
In der DDR soll Wilhelm Pieck einst selbst angeordnet haben, daß er in keinem Mausoleum zur Schau gestellt werden will.
Wer weiß, was für ein politisch-ideologischer "Kraftort" uns dadurch damals in der DDR erspart blieb.

Ricya

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Freitag, 2. April 2010, 18:40

Zitat

Das mit dem Einfrieren wird denke ich nie klappen, weil unsere Zellen und überhaupt unser ganzer Körper zwar gefroren ist, aber im Grunde genommen, geht es einfach nicht, weil man den Körper damit schädigt.


Das ist richtig Juno! ;)
Aber die Verfechter der Kryonik hoffen ja auch darauf, daß irgendwann einmal die Nanotechnologie so weit ist, daß während des Auftauvorgangs mikroskopisch kleine Roboter in den menschlichen Körper injiziert werden, die die kaputten Zellen wieder herstellen.
Aber das ist für mich eine Vorstellung die so utopisch ist und weit, weit in der Ferne liegt, daß es absolut hirnrissig ist, sich jetzt schon einfrieren zu lassen, in der Hoffnung, daß dieses Verfahren einmal klappen wird.
Und, wie auch schon richtig erwähnt, was will ich denn wenn außer mir keiner mehr lebt zu dem ich irgendeinen Bezug habe?
Schon alleine deswegen würde ich dann gar nicht mehr hier sein wollen!

Lg Ricya
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Hits heute: 1 038 | Hits gestern: 10 972 | Hits Tagesrekord: 22 549 | Hits gesamt: 1 460 061 | Gezählt seit: 3. August 2010, 21:58
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