Hmmmm...
Manta hat geschrieben:
Und irgendwann vieleicht könnten sie dann eine eigene Unterart des Menschen entwickeln.
Das "Irgendwann" wäre allerdings in "Jahrtausenden" aufwärts anzusiedeln - parallel dazu ginge die Entwicklung des auf der Erde lebenden Menschen ja auch weiter.
Lexidriver hat geschrieben:
...sondern eher über ein paar hundert Jahre.
Auch hier wieder eher "Jahrtausende"... "Jahrzehntausende" und länger.
Da ist wohl deutlich zu unterscheiden zwischen evolutionären Anpassungen und der dem Menschen ja grundsätzlich eigene Fähigkeit, sich veränderten Umweltbedingungen anzupassen. Letztere Fähigkeit dürfte bei "science-fiktiven" Weltraum-Kolonien wohl extrem stark gefordert sein - Evolution ist da letztlich eine andere Baustelle.
Zitat:
...durch Platzmangel wird sich in erster Linie die Körpergrösse umstellen
Ob Platz wirklich ein Mangel sein wird...? Zumindest wohl nicht in dem Maße, dass eine geringere Körpergröße Sinn macht. Wenn überhaupt eine geringere Größe bessere Anpassung bedeutet, dann aufgrund von Schwerkraftverhältnissen, Sauerstoffmenge, Nahrungsangebot, etc.
Bei den inneren Organen und essentiellen Lebensfunktionen darf man halt nicht vergessen, dass der Mensch gewisse Umweltbedingungen braucht, um
überhaupt leben zu können. Gerade am Herzen lässt sich sicherlich auch evolutionär nicht beliebig rumschrauben.
eskay hat geschrieben:
Wenn ein Gen keinen Vorteil mehr bringt, etwa der Blinddarm,
Auch hier: Vorsicht! Die Existenz des Blinddarms im Ganzen bzw. des Wurmfortsatzes im Speziellen liegt sicherlich an mehreren "Genen". Die "Darmgestaltung" müsste wohl doch erheblich verändert werden, wenn der Wurmfortsatz gar nicht existieren soll - das ist ein sehr umfangreicher und komplexer Prozess, der nicht mal so in ein paar Generationen ablaufen kann, wenn man annehmen möchte, dass dies evolutionär von Vorteil wäre.
Dass sich ein Blinddarm entzünden kann, ist m. E. kein Nachteil aus evolutionärer Sicht - die Lunge kann sich auch schnell mal entzünden und dennoch hätten Menschen ohne Lunge nicht wirklich rosige Aussichten... auch evolutionär nicht.
Wenn man von der Evolution schreibt, ist natürlich auch nicht zu vergessen, dass dies ein stetig andauernder Prozess ist, der eben epische Zeiträume umfasst und kein von irgendwoher "bewusst" angesteuertes Ziel hat.
Übrigens läuft evolutionäre Selektion beim Menschen ja doch ein wenig anders ab, als bei den Viechern, da der Mensch die Wahl seiner Partner zur Fortpflanzung (Kultur sei Dank!) zunehmend nicht mehr von klassisch evolutionär relevanten Aspekten abhängig macht. Da bekommt nicht zwingend das am besten angepasste Männchen / Weibchen den meisten Nachwuchs... wenn ich mir grad die jungen Leute angucke, glaube ich manchmal, dass eher die größten Torfbirnen den meisten Nachwuchs in die Welt setzen...
Aussenseiter hat geschrieben:
Durch das Umsiedeln aus dem einen Lebensraum (Erde-Platz-Licht-usw) in den anderen (Raumschiff-kein Platz-kein Licht),
Naja, die Gegenüberstellung hat einen Haken: Bei Zustand zwei wäre der baldige Exitus aller "Siedler" die sicher Konsequenz. Gewisse Grundvoraussetzungen müssen wohl auch in einem "Mutterschiff" gegeben sein - und gerade "Licht" und "Platz" sind da wohl die kleinsten Probleme.
Zu den originären Fragen:
Zitat:
Stimmt es tatsächlich, dass sich unser äußeres Erscheinungsbild und/oder einzelne Körperteile allein aufgrund ihrer Umweltbedingungen entwickeln bzw. sich zurückentwickeln können?
Bedingt ja, würde ich antworten. Man denke eben an den schnell eintretenden Muskelschwund, wenn die Muskulatur weniger genutzt wird. Oder an die große Adaptionsfähigkeit des Menschen an eine gewisse Spannbreite von Temperatur, Nahrungsangebot, Stress, Licht, usw.
Das Ganze funktioniert aber natürlich nur im Rahmen der zum Leben unabdingbaren Parameter.
Zitat:
werden diese Raumschiffe wohl ziemlich erbärmliche Bruchmühlen sein.
Naja, "bruchmühliger" als die ollen Space-Shuttles wird's wohl nicht werden...
Und die hatten doch schon einen gewissen Standard. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Menschheit plötzlich Holzkonstruktionen oder sowas ins All schießen wird.
Zitat:
...ist davon auszugehen, dass die Menschen auch zwangsläufig intelligenter werden.
Ich würde das mal als "romantischen Trugschluss" bezeichnen. Die durchschnittliche Intelligenz einer Menschen-Population steigert sich nicht einfach mal so, wenn man ein paar Jahre an ein paar Raumschiffen rumbastelt. Das ist ein evolutionärer und somit eben langfristiger Prozess.
Zitat:
Dies müsste zu einem Wachstum des Gehirns führen, so dass sich die Schädelform der Menschen ändern wird.
Nö - zumindest nicht in einer überschaubaren Zeit. Guck Dir doch mal an, wie lange es gedauert hat, um vom Dino-Walnuss-Hirn zum heutigen Menschenhirn zu kommen. Abgesehen davon bietet das "aktuelle Modell" des menschlichen Hirns wohl noch ne Menge an freier / besser nutzbarer Speicherkapazität.
Es ist mutmaßlich eine Frage von Jahrmillionen (wenn überhaupt!), bis die Menschheit eine signifikante Vergrößerung des Schädels erfährt. Und ob dieses Wesen, das dann entstanden ist, überhaupt noch mit einem Homo sapiens sapiens (sic!) vergleichbar ist, würde ich arg bezweifeln.
Zitat:
Wofür braucht der Mensch denn protzige Muskeln, wenn er ne Maschine hat, die die schwere Arbeit erledigt?
Eine solche Entwicklung ist ja schon im Laufe der letzten Jahrhunderte zu betrachten - ob man diese Entwicklung als evolutionäre bezeichnen kann, bezweifle ich allerdings. Schließlich hat der Mensch durchaus immer noch die Fähigkeit, dicke Muckis aufzubauen - er nutzt sie nur seltener.
Dann darf man nicht vergessen, dass ein Mindestmaß an Muskulatur essentiell überlebensnotwendig ist, um das körperliche Gesamtkonstrukt aufrecht zu erhalten.
Ähnlich verhält es sich mit der Verdauung - die "Zahnpasta" ist keine Dauerlösung, sondern für vergleichsweise kurze Aufenthalte im All geeignet. Als Dauerlösung müsste da etwas Anderes herhalten.
... und der Schnabel is ja nicht nur zum Fressen da ...
Zitat:
Da wohl kaum ein Säbelzahntiger hinter einem Schott im Raumschiff lauert, ist der Mensch nicht mehr so stark auf seinen Gehörsinn angewiesen um potentielle Gefahren zu erkennen.
Der Säbelzahntiger lauert schon lange nicht mehr - und dennoch hat der Mensch noch einen (durchaus sinnvollen) Gehörsinn.
Zitat:
Sieht man sich die derzeitigen Energiepreise an, wird man vielleicht erahnen können, wie wichtig Energie auf einem solchen Raumschiff sein wird.
Das hat weniger etwas mit den Energiepreisen zu tun, als mit der schlichten Verfügbarkeit bzw. Menge.
Ein "Mutterschiff" bräuchte entweder einen extrem hochleistungsfähigen Atomreaktor (mit allen Gefahren, Schwierigkeiten und Hindernissen) oder eben (wohl eher) eine noch nicht entwickelte Energieversorgung.
Ganz so einfach ist das also alles wirklich nur in der Science-Fiction.